4. Treffen des Kommunalzirkels "Biodiversität trifft Kommune - Verbindung mit Zukunft"

Ursensollen, 3. Mai 2023 – Wie der Schutz der biologischen Vielfalt gelingen und gleichzeitig die Energiewende vorangebracht wird, damit setzten sich rund 30 kommunale Vertreter*innen aus bayerischen Kommunen bei aktuellen Fachbeiträgen und anschaulichen Exkursionsstationen in und um Ursensollen auseinander, um im interkommunalen Austausch und konkret vor Ort voneinander zu lernen.

„Grün-grüne“ Ansätze für Energiewende und Biodiversität – diese sind zwingend notwendig, um den beiden Zwillingskrisen, namentlich dem Klimawandel und dem Biodiversitätsverlust zu begegnen. In diesen komplexen Themen muss mit integrierenden statt konkurrierender Lösungen Vieles unter einen Hut gebracht werden. Wie dies gelingen kann, diskutierten rund 30 kommunale Vertreter*innen aus ganz Bayern. Sie hatten sich auf den teils weiten Weg gemacht zu einem Arbeitstreffen des Kommunalzirkels am 3. Mai 2023 im Ursensollener kubus. Im Kommunalzirkel, organisiert vom Zentrum für nachhaltige Kommunalentwicklung in Bayern und gefördert vom Bayerischen Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz, treffen sich seit Sommer vergangenen Jahres bayerische Kommunen, die sich für den Schutz der biologischen Vielfalt engagieren, um sich zu vernetzen, von guten Beispielen zu lernen und die Handlungsspielräume für kommunalen Biodiversitätsschutzes zu erörtern.

Den Auftakt des vierten Treffens machte der Gastgeber des Tages, Ursensollens Erster Bürgermeister Albert Geitner, der eindrücklich die vielfältigen Aktivitäten der Gemeinde im Landkreis Amberg-Sulzbach vorstellte und das jahrelange Engagement der Kommune und ihrer Bürgerschaft unter dem Dachthema der Nachhaltigkeit vorstellte.

Die Fachbeiträge am Vormittag zeigten einerseits Spannungsfelder zwischen dem Ausbau der erneuerbaren Energien und dem Schutz der biologischen Vielfalt auf. Gleichzeitig lieferten sie planerische wie praktische Ansätze, wie beide Herausforderungen verknüpft angepackt werden können. Mit der Zuschaltung von Dr. Julia Wiehe vom Berliner Kompetenzzentrum für Naturschutz und Energiewende (KNE) wurden Herausforderungen und Chancen von Freiflächenphotovoltaikanlagen ebenso thematisiert wie die Möglichkeiten ökologischer Maßnahmen auf diesen Flächen durch Biodiversitätsexperte Florian Lang. Welche technischen Lösungen den Konflikt zwischen speziellem Artenschutz, beispielsweise Fledermäusen und dem Windenergieausbau entschärfen, schilderte Dr. Simon Ripperger vom Bayerischen Landesamt für Umwelt (LfU). Praktische Einblicke ins kommunale Handeln gaben einige Vertreter*innen, die im interkommunalen Austausch sowie in den Netzwerkpausen eigene Maßnahmen vorstellten und aus dem Nähkästchen plauderten.  

Im Anschluss an die Mittagspause starteten die Teilnehmenden in eine Exkursion, die den Schutz von Fledermäusen und Gebäudebrütern in den Fokus rückte und von Bürgermeister Geitner und Rudi Leitl, Gebietsbetreuer beim Landschaftspflegeverband Amberg-Sulzbach begleitet wurde. Die Lebensräume verringern sich nicht zuletzt aufgrund energetischer Gebäudesanierungen bzw. energieeffizienter Neubauten. Auch hier können Kommunen direkt, bspw. bei eigenen Liegenschaften, wie auch indirekt durch Sensibilisierung und Aktivierung wichtige Beiträge zum Lebensraum- und Artenschutz leisten. Die Reise ging vom in bürgerschaftlichem Engagement entstandenen Artenschutzturm Hohenkemnath über den historisch als Bierlager genutzten Fledermauskeller nach Hohenburg. Dort wartete ein Highlight zum Schluss mit der Führung durch das Hohenburger Fledermaushaus durch Gebietsbetreuer Leitl, der die Entwicklung des Hauses von der leerstehenden Problemimmobilie im beschaulichen Ortskern hin zur florierenden Wochenstube der letzten Kolonie der Großen Hufeisennase in Deutschland schilderte. Die hochaufgelösten Livebilder der „Hufis“ aus dem Dachstuhl des Fledermaushauses sorgten für Staunen und wurden auf einigen Fotos der Teilnehmenden festgehalten.

Bereichert durch spannende Impulse aus Theorie und Praxis traten die Teilnehmenden den Rückweg an die heimischen Schreibtische an. Das nächste Arbeitstreffen lässt auch nicht lange auf sich warten und der Kommunalzirkel wird im Herbst im mittelfränkischen Rohr fortgesetzt.

 

 

 

Kommunalzirkel "Biodiversität trifft Kommune - Verbindung mit Zukunft"

Gemeinsam engagiert für den Biodiversitätsschutz – Kommunalzirkel mit über 60 Kommunen aus ganz Bayern erfolgreich gestartet

Eine Verbindung mit Zukunft: das ist das Motto des neuen Kommunalzirkels des Zentrums für nachhaltige Kommunalentwicklung, der nun seinen Auftakt nahm und aufzeigt, was in unseren Städten, Märkten und Gemeinden getan werden kann, um die biologische Vielfalt zu schützen und zu fördern.

Sich bayernweit im Kolleg*innenkreis zu vernetzen und in vertrauensvoller Atmosphäre Erfahrungen auszutauschen, das ist eines der Anliegen des Kommunalzirkels. Denn nicht jede*r muss das Rad neu erfinden. Ebenfalls ein Anliegen des Zirkels ist, die vielen bestehenden Ansätze und Unterstützungsmöglichkeiten für Kommunen zusammenzudenken und einen Überblick über die vielen Angebote zu geben.

Über 60 Kommunen aus Bayern haben sich zu diesem Kommunalzirkel angemeldet und werden sich in mehreren Arbeitstreffen verteilt auf zwei Jahre mit den zahlreichen Aspekten der Biodiversität in Kommunen auseinandersetzen. Partner bei der Umsetzung des Kommunalzirkels ist Florian Lang, der im Projekt “Marktplatz der biologischen Vielfalt” 10 bayerische Kommunen bei der Erarbeitung von Strategien zum Erhalt der Biodiversität und der Umsetzung erster Maßnahmen begleitete.

Das erste Treffen der „Zirkelkommunen“, der einen allgemeinen Überblick über die verschiedenen Aspekte des Biodiversitätsschutzes lieferte, fand am 21. Juni in Plankstetten statt, mit über 50 Vertreter*innen der mitwirkenden Kommunen, darunter Bürgermeister*innen, Verwaltungsmitarbeitende, Rät*innen sowie Klimaschutz- oder Biodiversitätsmanager*innen. Mit dem Kloster Plankstetten hat das Auftakttreffen an einem zentralen Ort in Bayern stattgefunden, an dem zudem der Erhalt der Lebensgrundlagen eine große Rolle spielt, denn das Kloster engagiert sich umfassend u.a. im Betrieb einer biologischen Landwirtschaft.

Das fachliche Fundament für den Biodiversitätsschutz lieferte Frau Ines Langensiepen, die das Bayerische Artenschutzzentrum am Landesamt für Umwelt leitet und in ihrem Vortrag einen Überblick und Hintergrundwissen über die faszinierende biologische Vielfalt Bayerns gab. Der Dreiklang “Artenvielfalt, genetische Vielfalt und Vielfalt der Lebensräume” begleitete das gesamte Treffen. Ein Spaziergang rund um den nicht nur landschaftlich reizvollen Veranstaltungsort bot Gelegenheit, die Sinne zu schärfen und den Veranstaltungsort durch die „Biodiversitätsbrille“ zu betrachten, bevor dann vertieft die kommunale Handlungsebene in den Blick genommen wurde: Thomas Schwarz von der landimpuls GmbH berichtete aus seiner jahrelangen Erfahrung in der Arbeit mit Kommunen und zeigte Wege zu einem umfassenden kommunalen Biodiversitätsengagement auf. Unabhängig vom großen Vorteil eines Biodiversitätsmanagements machten die anwesenden Kommunenvertreter deutlich, dass auch bereits kleine Maßnahmen einen Beitrag für die Biodiversität vor Ort leisten können, bietet dies doch die Chance, die Kommune an das Thema heranzuführen und nicht gleich zu „überfordern“.  Spannende Einblicke in die kommunale Praxis lieferten auch Bürgermeister Alfred Holzner und Veronika Oberpriller aus Rottenburg an der Laaber, die sich im Projekt “Stadt.Land.Fluss” der Umsetzung ihrer Biodiversitätsstrategie widmen. Frau Oberpriller und Herr Holzner sprudelten vor großen und kleinen Ideen, gaben ihre Erfahrungen auch im Umgang mit Herausforderungen weiter und lieferten einen motivierenden Ausklang der Veranstaltung.

Neben fachlichen Inputs stand auch das Kennenlernen der Kommunen im Fokus. Eine breite Streuung der Kommunen aus ganz Bayern machte diesen Austausch sehr lebendig. Eine Aufstellung der Teilnehmenden zu Fragestellungen sowohl zur geographischen Lage der vertretenen Kommunen als auch fachliche Einschätzungen rund um das Thema Biodiversität vor Ort verdeutlichte den bunten Kreis an Teilnehmenden, die die Veranstaltung durch vielfältige Erfahrungen bereicherten.

Im Kreis der Teilnehmenden sind Kommunen vertreten, in denen bereits strategische Ansätze vorhanden sind und einige Maßnahmen zum Schutz und Erhalt der Biodiversität umgesetzt werden ebenso wie diejenigen, die sich dem komplexen Thema erstmals systematisch annehmen möchten.

Das Wiedersehen lässt nicht lange auf sich warten: In den kommenden Arbeitstreffen werden einzelne Aspekte des Themenfelds Biodiversität vertieft behandelt werden. Das nächste Treffen findet im September virtuell statt und wird sich dem Thema „Schutz und Erhalt der Artenvielfalt auf kommunalen Flächen“ widmen.

 

 

Der Kommunalzirkel "Biodiversität trifft Kommune - Verbindung mit Zukunft!" - Thema und Anliegen

Die Biodiversität steckt in Schwierigkeiten – und wir mit ihr. Der Verbrauch natürlicher Ressourcen führt zum Verlust von Lebensräumen, von Arten und von genetischer Diversität. Am Ende der Kette entstehen Probleme für den Menschen, die zunehmend offensichtlich werden. Dies gilt für den Regenwald und die bayerische Kulturlandschaft in gleicher Weise.

Es klingt nach einer Binsenweisheit, aber: Jede*r kann etwas tun, um den Verlust der biologischen Vielfalt zu stoppen und die menschlichen Lebensgrundlagen zu sichern. Kommunen haben sich, unter anderem im bayerischen Biodiversitäts-Modellprojekt „Marktplatz der biologischen Vielfalt – Bayerische Kommunen setzen auf Biodiversität“ (2018-2021), als sehr wirkungsvolle Handlungsebene erwiesen.

Im Kommunalzirkel „Biodiversität trifft Kommune – Verbindung mit Zukunft!“ erhalten Sie fachliche Informationen, motivierende Anregungen und Raum zum interkommunalen Austausch, wie sich die biologische Vielfalt auf kommunaler Ebene bewahren und fördern lässt. Packen wir gemeinsam eine der drängendsten Herausforderungen der Zukunft an!

Module und Methoden

Das Dachthema des Kommunalzirkels wird in verschiedene Module aufgefächert, die in Arbeitstreffen aufgegriffen werden. Der Austausch von Wissen und Erfahrungen steht im Fokus: Nicht jede Kommune muss das Rad neu erfinden. Die teilnehmenden Kommunen erhalten einen konkreten und unmittelbaren Einblick in die Vorgehensweise anderer Kommunen sowie aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse. Der Netzwerkgedanke spiegelt sich auch in der Auswahl der Veranstaltungsmethoden wider. Input und Gelegenheiten zu Austausch werden sich gut ergänzen. Einige der Treffen finden in Präsenz statt und bieten auch die Gelegenheit, gute Beispiele zu besichtigen, einzelne Treffen werden wir virtuell organisieren.

Folgende Module sind derzeit für die einzelnen Arbeitstreffen des Kommunalzirkels vorgesehen:

  • Biodiversitätsschutz in der Kommunalentwicklung – die freiwillige Pflichtaufgabe
  • Kommunale Flächen – mehr als nur Flurstücke
  • Wenn Biodiversität auf Energiewende trifft – Synergien, Kompromisse und Konflikte
  • Wer soll das bezahlen und wer hat so viel Zeit? – Einschätzungen zum finanziellen und zeitlichen Aufwand mit Informationen zu Fördermöglichkeiten und praktischer Unterstützung
  • Ob und wann ist genug? – Wolf, Biber, Fischotter & Co
  • Taten UND Worte – Mit professioneller, variantenreicher Kommunikation die Bürger*innen informieren, motivieren und einbeziehen

Die Module sind so angelegt, dass im Verlauf des Kommunalzirkels Wünsche der Teilnehmer*innen berücksichtigt und weitere Themen in den Arbeitstreffen berücksichtigt werden können.

 

Welche Vorteile bietet die Teilnahme am Kommunalzirkel?

  • Zugang zu Informationen und Überblick über erprobte Lösungsansätze anderer Kommunen
  • Erarbeitung weiterer Lösungsansätze im Rahmen der Workshops
  • Erfahrungsaustausch mit Gleichgesinnten zu Fragen und Entwicklungen rund um den kommunalen Biodiversitätsschutz
  • Kontakte, um sich mit anderen Kommunen über Herangehensweisen und kommunalpolitische Strategien weiter auszutauschen
  • Einbringen eigener Themen und Anliegen aus der kommunalen Praxis
  • Die Teilnahme am Kommunalzirkel ist für Kommunen kostenfrei

An wen richtet sich der Kommunalzirkel?

Der Kommunalzirkel „Biodiversität trifft Kommune – Verbindung mit Zukunft!“ richtet sich an alle kreisangehörigen Städte und Gemeinden in Bayern, die den Biodiversitätsschutz in die kommunale Entwicklung aufnehmen und ihn intensivieren möchten. Wenn Sie ihre Ziele im Austausch mit Kolleg*innen planen und umsetzen möchten, bietet der Zirkel die ideale Plattform.

Idealerweise nimmt der/die Bürgermeister*in gemeinsam mit eine/m Vertreter*in der Verwaltung, z.B. aus den Arbeitsbereichen Umwelt- und Naturschutz, Nachhaltigkeit, Bauen oder Liegenschaften an den Arbeitstreffen teil. Eine Teilnahme mit zwei bis drei Personen ist möglich und wünschenswert.

Die teilnehmenden Kommunen sagen zu, im Zeitraum des Kommunalzirkels an den verschiedenen Arbeitstreffen teilzunehmen, um die verschiedenen Aspekte des Gesamtthemas zu bearbeiten.